Mehr und gleichzeitig weniger Immunantwort durch Lithium

Von Florian Hoesl, Dr. Dieter Schmidt

Virale Infektionen können sehr heftige Kompilationen mit sich bringen, die sowohl durch zu geringe als auch überzogene Reaktionen des Immunsystems bisweilen grossen Schaden im Körper anrichten. Eine Studie (Spuch et al. 2022) zeigt, dass unter Zugabe von Lithium Entzündungsreaktionen im Falle einer SARS-Cov-2-Infektion abgemildert wurden, sowie zusätzlich die Anzahl von Abwehrzellen im Blut erhöht wurde.

Lithium:

Spurenelement, das an der Regulierung bestimmter zellulärer Prozesse im Körper (u. a. bei Immunreaktionen) beteiligt ist.

Studiendesign:

«Proof of Concept – Studie» (erster Vorstoss, frühe Phase der Erkenntnisse)

Versuchsgruppe (30 Personen):

n = 15 herkömmliche Behandlung,
n = 15 zusätzlich 200 mg Lithiumkarbonat alle 12 Stunden

Resultate:

Lymphopenie:

Ein Charakteristikum für Covid-19 ist die Lymphopenie, ein Mangel an weissen Blutkörperchen (Lymphozyten), deren Aktivität für wesentliche Aspekte der Immunantwort verantwortlich ist, wie etwa die Produktion von Antikörpern und die Zerstörung von Viren. Es zeigte sich, dass die Kontrollgruppe (ohne Lithium) einige Tage länger brauchte, um einen normalen Lymphozyt-Spiegel im Blut zu erzeugen.

Entzündungsreaktionen:

Ein zusätzlicher Effekt, der in dieser Studie beobachtet wurde, war, dass die Lithiumgruppe weniger heftige Entzündungsreaktionen aufzeigte. Eine weitere unserer Immunantworten ist nämlich der Ausstoss von entzündungsfördernden Proteinen (Zytokine). Ist diese Immunantwort überzogen, können regelrechte «Zytokinstürme» ausgelöst werden, was unter anderem für die heftigen Entzündungserscheinungen bei Covid-19 ursächlich ist. In der Lithiumgruppe wurde eine schnellere Verringerung der Anzahl dieser Zytokine im Blut und gleichzeitig weniger heftige and langdauernde Entzündungserscheinungen beobachtet.

Hospitalisierung:

Eine weitere Beobachtung war, dass die Patienten der Lithiumgruppe weniger lange (-50%) hospitalisiert waren. Ausserdem mussten in der Kontrollgruppe zwei Personen auf die Intensivstation verlegt werden und eine Person verstarb. WICHTIG: Die Autoren weisen hier darauf hin, dass diesem Umstand keine statistische Signifikanz anhaftet, d.h. es kann NICHT ausgeschlossen werden, dass das Ergebnis dem Zufall unterliegt (siehe Diskussion).

Diskussion:

Bei der Interpretation dieser Studie muss einiges beachtet werden, so vielversprechend die Ergebnisse auch sein mögen. «Proof of Concept» bedeutet, dass man sich in einem sehr frühen Stadium des Erkenntnisgewinns befindet. Die grösste Einschränkung erfährt die Studie in der geringen Grösse ihrer Versuchsgruppe von nur 30 Personen. Für die positiven Effekte auf Lymphopenie und Entzündungen ist dies weniger gravierend als für die Anzahl der Tage, die die Personen im Krankenhaus verbringen mussten. Bei Ersteren werden Blutwerte gemessen und es kann klar aufgezeigt werden, wie sich Lymphozyt- und Zytokin-Spiegel verändern und ob sich gleichzeitig bestimmte Effekte einstellen. Dennoch gibt es immer eine bestimmte Anzahl von Faktoren, die solche Beobachtungen beeinflussen können und es ist klar, dass wir bei der Gegenüberstellung von lediglich 30 Personen keine Rückschlüsse auf ganze Gesellschaften ziehen können.
Wesentlich brisanter ist die kleine Patientengruppe für die Interpretation der Anzahl Tage, die die Personen hospitalisiert waren, sowie die erforderliche Intensivpflege und den Todesfall in der Kontrollgruppe. Hier müssen wir uns in diesem Kontext vor allem folgende Fragen stellen: Wie wurde entschieden, dass ein Patient überhaupt im Krankenhaus behandelt wurde, was waren die Kriterien für Intensivbehandlung und wer hat das entschieden (subjektives Empfinden von Patient und Arzt, Interessenkonflikte/etc.)? Vorerkrankungen? Wie alt waren entsprechende Personen? Daher auch das klare Urteil der Autoren: Ein Trend, aber nicht signifikant.

In Kürze:

Sehr interessante und viel versprechende Beobachtungen. Unbedingt weiterforschen!
ABER:
Nicht auf die Strasse rennen und Lithium als «Wunderwaffe» anpreisen,
dafür ist es noch zu früh! – Vieles funktioniert meist eben nur multifaktoriell…

Und sich trotzdem fragen:

Hat ein orthomolekular normwertiger Lithiumspiegel auch positive Nebenwirkungen?
Antworten?….:
https://www.strunz.com/news/leibesbloedigkeit.html
https://www.strunz.com/news/das-aspirin-der-psychiatrie.html
https://www.strunz.com/news/lithium-etwas-genauer.html

Ihr Praxisteam
Dr. Dieter Schmidt
Allersbergerstr. 54
91154 Roth

Kontakt: 09171/ 1700
www.mein-bluttuning.de
info@mein-bluttuning.de
praxis@mein-bluttuning.de

Quelle: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fphar.2022.850583/full

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